Christiane Kruse |
Der Vortrag verfolgt zwei fundamentale, bis heute wirksame, aber grundverschiedene Konzepte des Bildes: das Schattenbild als Schein und als Index. Die Bildtheorien des Schattens werden in ihren markanten Stationen der philosophischen, literarischen und kunsttheoretischen Diskurse von der Antike bis zur frühen Neuzeit untersucht. Am Anfang stehen Platons ontologisch-epistemologische Interpretation des Schattenbildes und Plinius' Ursprungsmythos der Malerei aus dem Schattenriss. Während Platon am Beispiel des Schattens die ontologische Differenz des Bildes zum wahren Sein der wirklichen Dinge begründet, überträgt Plinius dem Schatten als indexikalisches Zeichen die Beweisfunktion des Sein. Während Platon aus dem Schattenbild Lug und Trug des ästhetischen Scheins in Malerei und Literatur ableitet, betrachtet Plinius das Schattenbild als erste Ursache des gezeichneten Bildes, mit der die Geschichte der Malerei beginnt. Diese beiden kontroversen Bildtheorien ziehen sich wie ein roter Faden durch die westliche Kulturgeschichte des Bildes und münden heute in der Fotografie und dem digitalen Bild in einen zeitgenössischen Diskurs über Schein und Sein des Bildes. |
Priv. Doz. Dr. Christiane Kruse Institut für Kunstgeschichte der Philipps-Universität Marburg Biegenstraße 11 D-35032 Marburg 0049-(0)6421/2824322 (Sek.) |
zur Startseite |